Suwalki in Polen: Leben an der Achillesferse der NATO
Ach die Suwałki-Lücke – oder wie man sie hier vor Ort liebevoll nennt: “unser eigener geopolitischer Horrorstreifen mit Panoramablick”. Während Sicherheitsexperten in schicken Anzügen ominös von „Achillesferse der NATO“ sprechen, sitzen die Einwohner von Suwałki mit ihrem Kaffee vor dem Fernseher und denken sich vermutlich: „Ach, schon wieder Dienstag.“
Die Gegend zwischen Polen und Litauen ist laut NATO ungefähr so strategisch wichtig wie das letzte verbliebene Stück Toilettenpapier während einer Pandemie – und genauso gefährdet. Ein schmaler Streifen Land, flankiert links von dem gemütlichen Belarus (aka Russlands treuer Beifahrer) und rechts von Kaliningrad, der russischen Exklave mit freundlicher Artillerie-Ausstattung für den kleinen Hunger zwischendurch.
Man könnte meinen, dass die Menschen in Suwałki in ständiger Panik leben – bereit, mit Klappspaten und Omas Einmachgläsern gegen Panzerhorden anzutreten. Denkste. Die Realität? Der größte Aufreger der Woche ist, wenn der Biedronka-Supermarkt sonntags geschlossen bleibt. Während in Brüssel Krisensitzungen abgehalten werden, ob man die Suwałki-Lücke mit noch mehr Panzern oder doch lieber mit diplomatischem Weihwasser sichert, geht’s in Suwałki eher darum, ob der neue Kreisverkehr endlich fertig wird.
Und das ist vermutlich auch besser so. Denn wer will schon in permanenter Weltuntergangsstimmung leben, nur weil einige Kilometer des Wohnorts an einer „potenziellen Invasionsroute“ liegen? Suwałkis Devise scheint zu sein: Wenn schon Achillesferse, dann wenigstens mit Blick auf den See, Wurst vom Grill und guter Laune.
Vielleicht lautet der wahre Verteidigungsplan der NATO ja: Einfach so tun, als wäre nichts. Das scheint in Suwałki jedenfalls hervorragend zu funktionieren. Und falls doch was passiert – naja, ein bisschen Drama hat der Ort dann wenigstens endlich mal für den Wikipedia-Eintrag.
Bleibt nur eine Frage offen: Schützen uns die NATO-Truppen, oder kommen sie nur, um beim Dorffest Würstchen zu essen? Man weiß es nicht. Aber hey – wer braucht schon Sicherheit, wenn man Gelassenheit hat?

