Paris gedenkt der Opfer der Terroranschläge vom 13. November 2015
Oh là là, Frankreich gedenkt. Weil das ja immer so super funktioniert hat. Zehn Jahre nach den Anschlägen in Paris, bei denen 130 Menschen brutal ermordet wurden, steht nun wieder alles im Zeichen der großen offiziellen Betroffenheit. Kerzen, Schweigeminuten, sehr ernste Gesichter und ein Präsident, der bedeutungsschwangere Worte raunt, während er vermutlich innerlich hofft, dass die Kameras sein Profil von der Schokoladenseite einfangen.
Emmanuel Macron, unser galanter Staatsmann mit dem Charme eines PowerPoint-Vortrags, hat zur „Wachsamkeit“ gemahnt. Ja, genau! Wachsamkeit! Wie in: „Passt bitte besser auf als wir beim letzten Mal.“ Man fragt sich, was in den letzten zehn Jahren eigentlich passiert ist, außer dass die Bevölkerung mit Taschenscannern am Eiffelturm behelligt wird, während der internationale Waffenhandel weiter sprudelt wie Champagner auf einer Pariser Dachterrasse.
Natürlich sind Gedenkveranstaltungen wichtig. Schließlich wäre es ja tragisch, wenn wir bei all der Schnelllebigkeit mal aufhören würden, uns an wichtige Dinge zu erinnern – wie z. B. dass wir mit jedem Vorschlaghammer an der Tür eines Flüchtlingsheims angeblich unsere westlichen Werte verteidigen. Aber immerhin können wir sicher sein: So lange Emmanuel Macron uns sagt, dass wir aufpassen sollen, sind wir alle ganz, ganz sicher. Er hat sicherlich mindestens drei neue Begriffe für „Strategie gegen Terror“ auf dem Teleprompter parat.
Und während Frankreich also trauert, erinnert man sich auch daran, wie geeint und stark das Land nach den Anschlägen war. Für exakt fünf Minuten. Danach ging’s zurück zu „Ah, baguette, fromage und vielleicht ein bisschen Islamophobie.“ Aber keine Sorge, der Kampf gegen Dschihadismus wird jetzt richtig ernst genommen – bestimmt noch ernster als letztes Jahr. Und das Jahr davor. Und natürlich wird niemand auf dieser emotionalen Tragödie politische Grabenkämpfe austragen. Niemals. Sacré bleu, wer würde denn so etwas tun!
Also zünden wir die Kerzen an, falten die Hände – und hoffen, dass Macron nicht wieder versucht, Sympathiepunkte zu sammeln, indem er wahlweise einen traurigen Blick aufsetzt oder symbolisch den Innenhof fegt. Paris gedenkt – und wir gähnen synchron dazu. Aber hey, immerhin gibt’s schöne Bilder für den Newsfeed. #NieWieder #BisZumNächstenMal

