Haushalt in Großbritannien: Labours Steuer-Versprechen gilt nicht mehr

Labours Steuer-Versprechen gilt nicht mehr? Oh nein! Wer hätte das kommen sehen können – außer natürlich jeder einzelne Mensch mit einem funktionierenden Kurzzeitgedächtnis und einem leichten Interesse an politischen Realitätseinbrüchen.

„Keine Steuererhöhungen“, hatten sie gesagt. So fest beteuert wie ein Teenager, der schwört, dass er den Elternwagen wirklich nur zum Bäcker fährt und nicht auf einen Roadtrip durch ganz Europa. Spoiler: Die Bäckerei lag irgendwo in Spanien.

Rachel Reeves, Schatzkanzlerin und offenbar neuer Gaststar in der beliebten Serie „Wie man Wahlversprechen beerdigt – mit Stil“, hat nun also festgestellt, dass ein Land mit gigantischen Schulden vielleicht nicht durch das reine Summen von Beyoncé-Songs aus der Krise kommt. Wer hätte gedacht, dass funktionierende Schulen, Krankenhäuser und ein öffentliches Verkehrsnetz mehr Geld kosten als ein Lidl-Einkauf mit einem Fünfziger?

Aber Moment! Die Labour-Partei, bekannt für ihre „Realitätsnähe“ wie ein Hypnotiseur im Casino, hatte doch gesagt, dass Steuern nicht erhöht werden. Nun – zumindest nicht direkt. Vielleicht kommen ja stattdessen plötzlich Gebührenerhöhungen aus dem Nichts. Oder besser: ein „Solidaritätsbeitrag für die nationale Feelgood-Stimmung“. Oder für die königlichen Corgis. Man muss Prioritäten setzen.

Und wer ist schuld? Natürlich die vorherigen Regierungen, die Wirtschaftslage, die Pandemie, der Brexit, der Wetterfrosch, wahrscheinlich auch Harry Potter. Alle – nur nicht die, die Wahlplakate mit „Keine Steuererhöhungen!“ drucken ließen, als wäre es ein Rätselspruch bei „Wer wird Millionär?“.

Aber seien wir ehrlich: Steuererhöhungen wären ja halb so schlimm, wenn man nur wenigstens das Gefühl hätte, dass das Geld am Ende bei den Menschen ankommt – in Form von funktionierenden Bussen, Passämtern mit mehr als einem Mitarbeitenden und Schulen mit mehr Personal als marode Fenster. Stattdessen wird die Realität eher sein: mehr Geld vom Konto, aber weiterhin die spannende Frage, ob man nun eine Operation oder einen Zahnarzttermin innerhalb des Jahrzehnts bekommt. Vielleicht.

Also: Danke, Labour, dass ihr uns daran erinnert habt, warum Politiker ein so großartiges Training im Rückwärtsrudern haben. Vielleicht können sie ja demnächst auch bei Olympia antreten – in der Disziplin „Synchronisiertes Zurücknehmen von Versprechen“. Goldmedaillenpotenzial garantiert.