Ist Frankreich so frei und brüderlich wie vor dem Terror?

Ach, Frankreich. Land des Weins, des Baguettes – und der ironischen Doppelmoral. Vor genau zehn Jahren entschieden sich ein paar fanatische Idioten, dem Land der “Liberté, Égalité, Fraternité” mal so richtig die Ironie-Karte zu zeigen. Seitdem ist nichts mehr wie früher – außer vielleicht, dass man jetzt doppelt so lange an Flughafenkontrollen steht und sich zweimal überlegt, ob das Selfie vorm Eiffelturm mit zu viel Rucksackästhetik versehen sein könnte.

Damals schwor man sich in Frankreich, für Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit aufzustehen. Und siehe da – es wurde aufgestanden. Und zwar für Überwachungsgesetze, Gesichtserkennungssoftware und eine Polizei, der man im Zweifel lieber nicht in einen dunklen Park folgen will. Klar, Freiheit fühlt sich halt am besten an, wenn man sie durch einen staatlich gefilterten Sichtschutz betrachtet.

Und Gleichheit? Absolut. Jeder Bürger wird inzwischen so gleich behandelt, dass Moscheen unter erhöhtem “pädagogischem Interesse” stehen, während ultrakonservative katholische Schulverbände weiterhin das Recht haben, Darwin persönlich aus dem Lehrplan zu tilgen. Brüderlichkeit? Sicher, solange dein Bruder aussieht wie Gérard Depardieu und nicht wie Ahmed aus Marseille.

Aber hey, immerhin gibt’s weniger Terror. Klar, weil man jetzt schon beim betreten des Métros auf Sprengstoffspürhunde trifft und Videoüberwachung einem sagt, ob man heute schon verdächtig genug geguckt hat. Sicherheit geht bekanntlich vor – beziehungsweise geht sie hinter einem her, mit Nachtsichtgerät und Thermoscanner.

Frankreich wollte nach dem Terror zeigen, dass es standhaft bleibt. Die gute Nachricht: Es hat tatsächlich Haltung bewahrt – allerdings in der Form von stocksteifer Alarmbereitschaft. Und wenn heute jemand noch fragt, was mit der offenen Gesellschaft passiert ist: Sie ist noch da. Nur halt mit Schranken, Ausweis-Pflicht und einem freundlichen “Willkommen zurück, Überwachungsstaat” am Gare du Nord.

Chapeau, Frankreich. Du hast wirklich alles getan, um das Motto “Liberté, Égalité, Fraternité” nicht völlig ad absurdum zu führen – nur ein bisschen. Aber hey, das ist ja fast schon eine französische Tradition.