Neue Vorwürfe gegen SOS-Kinderdorf

Neues aus der Abteilung „Ironie streichelt Zynismus wie ein schlecht gelaunter Golden Retriever“: Die SOS-Kinderdörfer – ja, genau die Einrichtung, deren Name schon klingt, als hätte Mutter Teresa persönlich ihn mit bunten Wachsmalstiften auf eine Regenbogenwolke geschrieben – stehen mal wieder im Rampenlicht. Aber diesmal nicht für ihre herzergreifenden Werbebroschüren mit Kulleraugenkindern, sondern wegen „neuer Vorwürfe“. Gewalt und Missbrauch. Schon wieder. Überraschung? Eher so viel wie ein Regenschauer in London im November.

Es ist beeindruckend, wie oft man das Wort „Schutzraum“ verwenden kann, ohne dabei laut hysterisch zu lachen. Aber gut, es scheint, als wäre „Schutzraum“ bei SOS-Kinderdorf eher eine lose Definition – offenbar eine Art kreatives Konzept, das irgendwo zwischen „emotionales Trümmerfeld“ und „pädagogischer Albtraum“ rangiert.

Aber hey, immerhin „bemüht“ sich die Organisation um Aufarbeitung. Und das ist ja schon mal was! Bemühen ist bekanntlich die Lieblingshaltung deutscher Institutionen in der Krise. Nach dem Motto: „Wir würden ja gerne was tun, aber das ist alles so schrecklich kompliziert – außerdem haben wir gerade einen Diversity-Workshop!“

Natürlich ist jetzt wieder die PR-Maschinerie auf Hochtouren. Man kennt das ja: Betroffenheitsgesicht aufsetzen, am besten mit leicht glasigen Augen in die Kamera schauen und sagen, dass man „erschüttert“ ist. Und dann irgendeine externe Kommission beauftragen, deren Arbeit dann drei Jahre später in einem 487-seitigen Bericht mündet, den niemand liest – außer ein paar Journalisten auf Koffeinschwemme und ein Praktikant mit Existenzkrise.

Fragt sich nur, wie oft eine Einrichtung eigentlich noch „erschüttert“ sein darf, bevor man ihr das Fundament aus dem ethischen Beton kippt. Und wie viele „neue Vorwürfe“ es noch braucht, bis man merkt, dass man vielleicht kein weiteres Dorf bauen sollte, sondern einfach mal ein paar Verantwortliche zur Abwechslung NICHT in den Ruhestand verabschiedet, sondern eventuell in Richtung Strafverfolgung.

Aber was weiß ich schon – ich bin ja bloß ein zynischer Narr mit WLAN. Währenddessen hängt irgendwo in einem Konferenzraum ein Motivationsposter mit einem Sonnenuntergang über dem Ozean und der Aufschrift: „Kinder sind unsere Zukunft.“ Süß. Nur leider scheinen das einige immer noch mit „Versuchskaninchen“ zu verwechseln.