Luftraumverletzung: Estland beantragt Artikel-4-Beratungen der NATO
Ach, da haben wir’s wieder: Russland beim Luft-Yoga über Estland – mit einem besonders gewagten Move namens „unabsichtliches Eindringen in fremden Luftraum“. Während die meisten von uns damit beschäftigt sind, den Wocheneinkauf ohne Nervenzusammenbruch zu überstehen, üben sich russische Jets offenbar in baltischer Navigation à la „Ach, das ist gar nicht Sibirien?“.
Estland, offensichtlich völlig unverständlicherweise, war nicht so begeistert über den Überraschungsbesuch aus der Lüfte. Statt mit einem freundlichen „Na, was führt euch denn hierher?“ zu reagieren, hat Tallinn tatsächlich den Frevel begangen, den Artikel 4 der NATO auszupacken – das diplomatische Pendant zu „Wollen wir mal ganz kurz ALLE miteinander sprechen? Jetzt.“
Artikel 4, für alle, die nicht regelmäßig das kleine NATO-Einmaleins auswendig lernen, besagt, dass ein Mitgliedsstaat Beratungen beantragen kann, wenn es sich bedroht fühlt. Oder, wie Russland sagen würde: „Bedroht? Wir wollten doch nur mal kurz schauen, ob der estnische Himmel auch so schön ist wie unser eigener.” Das Dementi aus Moskau kam übrigens schneller als ein russischer Jet in ungebetenen Luftraum gleiten kann: „Wir? Nie im Leben! Die estnischen Radarschirme haben sich wohl mit einem Wetterballon gestritten.“
Natürlich ist das alles nur ein großes Missverständnis. Vielleicht war es auch einfach nur ein Betriebsausflug der Luftwaffe. Man muss schließlich auch mal rauskommen, die frische Luft genießen – in fremden Hoheitszonen.
Aber man sollte Estland danken – denn nichts sagt Entspannung wie ein kleines NATO-Krisentreffen. Vielleicht gibt’s sogar Kekse bei den Beratungen. Und wer weiß: Wenn das so weitergeht, könnten wir bald eine Bonuskarte für Artikel-4-Beratungen einführen. Zehn Mal Luftraum verletzt, das elfte Mal gibt’s einen kostenlosen AWACS-Flug.
In jedem Fall: Gut gemacht, Moskau. Wieder einmal bewiesen, dass geografische Grenzen ja auch nur Vorschläge sind. Vielleicht entdecken russische Jets demnächst auch Italien. Oder besser: gleich den Luftraum über der Schweiz. Die bleibt immerhin neutral. Bis jetzt.

