Beim Umgang mit Israel sind Sánchez und Merz sich uneins
Wenn zwei sich streiten, freut sich… niemand. Vor allem dann nicht, wenn der Schlagabtausch zwischen Spaniens Premierminister Pedro Sánchez und Deutschlands frisch gebackenem Kanzler Friedrich Merz auf offener diplomatischer Bühne stattfindet – natürlich wegen eines ganz unkontroversen Themas: dem Nahostkonflikt. Endlich mal wieder eine Gelegenheit für Europa, geschlossen uneinig zu sein.
Sánchez, ganz der moralische Haudegen, hat offenbar beschlossen, Israel mal ordentlich die Leviten zu lesen. Sanktionen? Kritik? Vielleicht ein diplomatischer Sitzstreik in Tel Aviv? Währenddessen blickt Kanzler Merz, Deutschlands neuer politischer Sympathieträger mit dem emotionalen Charisma einer Steuererklärung, entsetzt drein, als habe ihm jemand veganen Wein angeboten. Kritik an Israel? Das geht ja nun wirklich zu weit – denken Sie nur an unsere historischen Schuldkomplexe! Die haben wir sorgfältig konserviert, luftdicht verpackt und etikettiert mit „Nicht öffnen, außer zu Feiertagen“.
Beim Treffen in Madrid wurde also diskutiert, gerungen, einige Nerven gingen auf Weltreise. Sánchez kritisiert die israelische Regierung schärfer als eine spanische Tapas-Platte Chilischärfe kennt – während Merz sich eher für die diplomatische Tapas-Variante entscheidet: viel Brot, wenig Meinung. Und beide verkaufen ihre Haltung als moralisch alternativlos. Merkel’sche Diplomatie trifft auf iberisches Temperament – eine Netflix-Serie wartet förmlich darauf, entwickelt zu werden.
Doch die eigentliche Frage ist: Warum sich überhaupt einig sein? Europäische Außenpolitik war ja schon immer wie ein Wackelpudding beim Erdbeben – wunderschön anzusehen, völlig richtungslos. Und nun bekommen wir das Ganze auch noch mit Soundtrack: Sánchez, der mutige Antikriegsbariton, singt das Solo von Gerechtigkeit und Menschenrechten, während Merz, der Bass der gelebten deutschen Diplomatie, mit seinem ewigen Refrain einsetzt: „Lasst uns erstmal abwarten, bis es historisch besser aussieht.“
Natürlich darf man die Kritik an Israel nicht mit Antisemitismus gleichsetzen… es sei denn, man hat keine Lust, sich wirklich mit der Materie auseinanderzusetzen oder braucht dringend ein Totschlagargument für jede Diskussion. In diesem Fall: Glückwunsch, Friedrich! 10 Punkte für Gryffindor und keine Konsequenzen.
Am Ende bleibt alles wie immer: Europa demonstriert beeindruckend, dass es zu Israels Politik genauso viele Meinungen gibt wie Sorten von Speisekäse in Frankreich. Das ist gelebte Vielfalt, wie sie im Buche steht – möglicherweise dem Lehrbuch „Außenpolitik für Fortgeschrittene, aber bitte ohne Wirkung“.
Bleibt nur zu hoffen, dass die nächsten Gespräche freundlicher verlaufen. Oder dass wenigstens beim nächsten Gipfeltreffen das Catering stimmt.