Frankreichs neuer Premier: Mehr als Macrons Buddy

Frankreich hat also einen neuen Premierminister – bitte alle stehen, die überrascht sind. Niemand? Dachte ich mir. Emmanuel Macron hat sein Adressbuch geöffnet, das Kapitel „Vertraute & Buddys“ aufgeschlagen und tadaa: Sébastien Lecornu zum Premierminister gekürt. Innovation pur — nichts schreit so sehr nach „neuem Kurs“ wie die Beförderung des Präsidenten-Haus- und Hofvertrauten.

Lecornu, zarte 39 Jahre jung, bringt eine faszinierende Mischung mit: Er wollte mal Mönch werden (scheinbar auf der Suche nach Ruhe und Askese) – ist jetzt aber in der französischen Politik, also quasi das spirituelle Gegenteil. Wo früher Schweigegelübde und Demut lockten, gibt’s jetzt Sondersitzungen zu Rentenreformen und hitzige Parlamentsdebatten. Und wer sagt, dass Berufung nicht wandelbar ist?

Aber Moment, nur weil er Macrons alter Buddy ist, heißt das natürlich nicht, dass er nur deshalb Premier geworden ist. Nein, nein. Reine Kompetenzentscheidung. Die Tatsache, dass Lecornu wahrscheinlich das WLAN-Passwort im Élysée kennt und Macrons Lieblingswein lagert, hat sicherlich keinerlei Einfluss gehabt. Alles purer Zufall.

Und wer sich fragt, was er bisher so gemacht hat: Verteidigungsminister! Also quasi der Mann, der aufpassen sollte, dass niemand den Präsidenten ärgert. Jetzt darf er den Premier machen, also aufpassen, dass niemand den Präsidenten IRGENDWIE ärgert – ob das nun die Rentner, Eisenbahner oder der durchschnittlich entnervte französische Taxifahrer ist.

Natürlich wird Lecornu jetzt Frankreichs Probleme mit frischem Elan angehen – inklusive der kleinen Nebensache, dass Macron nach den letzten Wahlen keine Mehrheit im Parlament mehr hat. Aber hey, in einer Demokratie ist ja bekanntlich nichts produktiver als ein Premierminister ohne ausreichende parlamentarische Rückendeckung. Das steigert die kreative Problemlösung gewaltig! Nächster Halt: Regierung per PowerPoint-Präsentation.

Der Titel der Tagesschau lautet übrigens: „Mehr als Macrons Buddy“. Natürlich ist er das. Wahrscheinlich bringt er auch eigene Tupperdosen zum Kabinettstreffen mit. Bald wird er uns alle überraschen und „Eigenständigkeit“ buchstabieren – wenn auch zuerst leise und in Klammern.

Kurzum: Frankreich hat jetzt also einen neuen Premierminister, der jung ist, mal Mönch werden wollte, aber dann doch lieber Schwerter statt Rosenkränze wählte, und vor allem eines ist: Macrons Kumpel. Vive la République. Vive le Networking.

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