Hunderte Festnahmen bei Pro-Palästina-Demo in London
Oh London, du mein Hort der Demokratie! Wo einst die Magna Carta wehte und Freiheit großgeschrieben wurde – aber offenbar nur, solange niemand auf die Idee kommt, ein Flugblatt für Palästina zu verteilen. Also, setzen wir uns hin, packen den Tee aus und stoßen auf die 425 neuen Einträge im britischen Festnahmerekord-Buch an – alle wegen des wohl gefährlichsten Verbrechens unserer Zeit: “Dagegensein”.
Denn was gibt’s Bedrohlicheres in einer freiheitlichen Gesellschaft als ein paar Leute mit Transparenten, die vielleicht, ganz vielleicht, in stiller Rebellion etwas gegen eine als “terroristisch” eingestufte Gruppe sagen könnten? Klar, Demonstrationen könnten die Queen (Ruhe in Frieden) im Grab rotieren lassen. Ich meine… Menschen? Auf den Straßen? Mit Meinungen?! Schnell, ruft Scotland Yard!
Und wie immer setzen die britischen Behörden auf ihre bewährte Strategie: Wer mit einer als terroristisch eingestuften Gruppe sympathisiert – zum Beispiel, indem man nicht sofort beim Briefpapieranblick mit einem Feuerzeug reagiert – ist natürlich selbst ein potenzieller Terrorist. Guilt by association, the British way! Demnach bin ich vermutlich auch schon auf irgendeiner Watchlist, weil ich früher mal eine Palästina-Flagge falschrum gefaltet habe.
Besonders herzerwärmend sind Bilder, auf denen Polizisten Demonstranten wie nasse Einkaufstüten aus Islington schleppen. Ach, da lacht das Demokratiefan-Herz! Nichts schreit mehr nach Menschenrechten als ein ordentlicher Polizeigriff unter Tränengas.
Natürlich hat alles seine Grenzen – auch die Redefreiheit. Und die scheint derzeit genau bei “Wir reden nicht laut über Gaza” zu enden. Ich schlage vor, das gleich im U-Bahn-Plan zu vermerken: “Achtung, auf dieser Linie wird eventuell Meinungsfreiheit geäußert. Bitte nicht betreten.”
Vielleicht wird nächstes Jahr das Demonstrieren in London nur noch erlaubt, wenn man vorher ein 34-seitiges Antragsformular in dreifacher Ausführung bei der Polizeiwache abgibt, inklusive Foto, Biografie sowie emotional neutraler Haltung zum globalen Weltgeschehen. Klingt fair.
Aber hey – immerhin können wir jetzt sagen, dass das England von Orwell’s 1984 nicht nur Literatur war, sondern eine richtig gute Vorlage für moderne Innenpolitik. Cheers!