Serbische Polizei geht gegen Demonstranten vor
Ah, Serbien – das Land, das die altehrwürdige Disziplin „Polit-Protest-Kampfsport“ zur neuen olympischen Kategorie hochstilisiert hat. Seit zehn Monaten – ja, MONATEN – stehen Bürgerinnen und Bürger auf der Straße, weil sie offenbar noch nicht kapiert haben, dass Demokratie am besten funktioniert, wenn man einfach die Klappe hält und still nickt.
Die Regierung unter Präsident Aleksandar Vucic zeigt sich dabei so überrascht über die anhaltenden Proteste wie ein Goldfisch über sein Wasserglas: „Was, schon wieder Menschen mit Meinung? Na sowas.“ Und während in anderen Ländern die Polizei manchmal noch versucht, deeskalierend zu wirken, denkt sich die serbische Einsatztruppe wohl: „Warum Reden, wenn man auch tränenreich kommunizieren kann?“ Tränengas und Schlagstöcke – Serbiens neue Kommunikations-Tools für politische Diskurse.
Natürlich wurden die Protestierenden nicht einfach so zusammengeprügelt – das wäre ja empörungstechnisch langweilig. Nein, vermutlich haben sie die Dreistigkeit besessen, öffentlich zu atmen oder Schilder zu tragen, auf denen nicht stand: „Danke, Herr Präsident, dass Sie die Sonnenaufgänge so schön regieren.“
Und man muss dem Staat ja auch zugutehalten: Er ist sehr effizient. Warum monatelang Gespräche führen oder gar auf Forderungen eingehen, wenn man mit Gummiknüppeln viel schneller sagen kann: „Wir hören euch. Und jetzt geht nach Hause, bevor wir euch wirklich zuhören müssen.“
Inzwischen entwickelt sich Novi Sad zum Hotspot für politisch interessierte Amateur-Sprinter – also Menschen, die es schaffen, mit einem Plakat loszulaufen und vor dem nächsten Tränengasnebel wieder in Deckung zu gehen. Vielleicht sollten Proteste künftig als Extremsportart anerkannt werden. Oder einfach als Teil des Tourismusprogramms: „Willkommen in Serbien – erleben Sie unseren traditionellen Protestmarsch mit Showeinlagen der Polizei.“
Wirklich herzzerreißend ist, wie überrascht die Regierung immer wieder tut. Zehn Monate Protest? Nein, das seien doch nur versprengte Einzelfälle. Vermutlich ist es nur ein besonders enthusiastischer Junggesellenabschied, der sich extrem für freie Medien engagiert.
Und während sich die Demonstrierenden mit Masken vor Tränengas schützen und in Deckung gehen, fragt man sich: Wie viele Jahre dauert es wohl, bis eine serbische Regierung auf eine andere Idee kommt als „festnehmen, prügeln, abmoderieren“?
Aber hey – immerhin gibt es jetzt wieder schöne Bilder im Internet: Rauch, schreiende Menschen und prügelnde Beamte. Wer braucht schon politische Reformen, wenn man einen Nationalstolz-Actionfilm live erleben kann?
Serbien, das Hollywood des autoritären Polizeieinsatzes. Popcorn gibts leider nur im Exil.