Zehn Jahre “Wir schaffen das”: Triebfeder für Europas Asylreform
„Wir schaffen das“ — drei kleine Worte mit mehr Drama als jede RTL2-Realityshow. Wer hätte gedacht, dass ein beiläufiger Satz auf einer Sommerpressekonferenz 2015 zu Europas Lieblings-Triggerphrase werden würde? Zehn Jahre später, und siehe da: nicht nur wurde „Wir schaffen das“ zum patriotischen Yoga-Mantra für Krisenzeiten, sondern es hat auch – Trommelwirbel bitte – den Weg für die große europäische Asylreform geebnet. Ja, wirklich! Der Satz hat mehr bewegt als manche EU-Kommission in ihrer gesamten Amtslaufzeit.
Aber keine Sorge, liebe Leser:innen, Europa hat sich nach einem Jahrzehnt hitziger Diskussionen, bockiger Mitgliedsstaaten und mehr Gipfelmeetings als Espresso in Brüssel endlich durchgerungen, ein neues Asylsystem auf die Beine zu stellen. Und es soll – jetzt haltet euch fest – tatsächlich „funktionieren“. Revolutionär.
Das bedeutet konkret: Wer zu Fuß über tausend Kilometer flüchtet, wird demnächst nicht mehr einfach in Griechenland stranden und dort in einem überfüllten Camp zelten, während Nordeuropa „aber wir haben doch schon drei Leute aufgenommen!” ruft. Stattdessen dürfen sich jetzt alle EU-Länder solidarisch beteiligen – also theoretisch. Praktisch dürfen sie sich immer noch freikaufen, eine Art „Asylvermeidungspauschale“, weil, wie heißt es so schön? Gemeinsam einsam!
Wirklich herzerwärmend ist aber, dass es Europa ein ganzes Jahrzehnt gebraucht hat, um das Asylrecht so zu reformieren, dass es ungefähr wie eine Mischung aus Passierschein A38 und einem Ikea-Regal funktioniert: Man hat das Gefühl, dabei zu sein, aber am Ende bleiben eigentlich nur Fragezeichen und ein kaputtes Menschenbild.
Angela Merkel sitzt inzwischen zu Hause und gießt vielleicht ihre Tomaten, während ihr „Wir schaffen das“ durch EU-Dokumente geistert wie ein politischer Ghostwriter mit Burnout. Und wir? Wir rechnen bereits die Tage bis zur nächsten Reform. Spoiler: Die kommt vermutlich, wenn Marsmenschen Asyl beantragen.
Aber hey, immerhin hat’s „nur“ zehn Jahre gedauert. In EU-Zeit ist das so schnell wie der Lieferservice in Berlin.